7. Entrückung - Wie darstellen?

Eine der Herausforderungen beim Spielen eines Geweihten ist die schöne und spielfördernde Darstellung der Entrückung nach dem Vollführen liturgischen Wirkens. Dieser Spielinhalt ist beim Tischrollenspiel ein Nachteil, der im LARP weitaus schwerer, aber zumindest nicht 1:1, abbildbar ist. Es ist schwer, einen Zustand von „inniger Nähe zu einer Gottheit“ im Spiel auszudrücken.

Übrigens ist es für das Liverollenspiel auch vollkommen in Ordnung, wenn Novizen, als auch Akoluthen im Umgang mit heiligen Gegenständen, Geweihten und Phänomenen ihrer Gottheit ebenfalls leichte Entrückungsauswirkungen zeigen.

Deswegen soll dieser Abschnitt im Folgenden ein paar Anregungen geben…

 

a)   Allgemeine Überlegungen zur Darstellung von Entrückung:

  • Die Entrückung soll ein Nachteil sein und kein Vorteil. Trotzdem dürfen durch die Entrückung besonders dem Gott gefällige Attribute noch positiver oder überzeichneter dargestellt werden.
  • Der Charakter hat eine noch größere Überzeugung als sonst, dass er das Richtige tut und ihn die Götter dafür mit Nähe belohnen. => Arroganz und überhebliches Verhalten
  • Der Götterdiener spürt das ordnende Wirken der Götter besonders und kann es, wenn er möchte, besonders nach außen tragen. => Übertriebenes Verhalten
  • Der Götterdiener verspürt eine Distanz zu weltlichen Problemen und Streitereien. Sie erscheinen ihm als Nichtigkeiten. Er konzentriert sich auf große Ziele (Schutz der Seelen, Bekämpfung der bösen Mächte, Missionierung und Führung der Seelen) anstatt sich mit den kleinen Dingen zu befassen. => Abgehobenheit und Fokussierung auf bestimmte Themen
  • Nicht schlafen, essen oder trinken, weil man den Göttern so nahe ist. => Unvernünftiges Verhalten
  • Traurigkeit darüber ausspielen, wenn die Entrückung und damit die extreme Nähe zum Gott erlischt
  • Die Auswirkungen der Entrückung rufen oft die Intervention von Gefährten und Freunden auf den Plan (Der Götterdiener als schützenswerter Gefährte).

 

b)  Beispielhafte Anregungen für alle Geweihten der Zwölfgötter:

Praios:

  • Wahrheit: Aufforderung an Mitspieler, sich zur Wahrheit zu bekennen, Buße zu tun und Vergebung zu erfahren.
  • Gerechtigkeit: Streben nach Gerechtigkeit in den kleinsten Dingen. Jeder soll genau das bekommen, was er verdient. Penible Überwachung.
  • Ordnung: Erkennt die praiosgefällige Ordnung und erklärt diese in mystischen Worten. 

 

Rondra:

  • In friedlicher Umgebung: Der Rondrageweihte ist wie in Trance und vollzieht rituelle Schattenkämpfe, während er Rondra-Gebete rezititert.
  • Im Kampf: Attackieren ohne Rücksicht auf das eigene Überleben, im vollen Vertrauen auf den Beistand der Göttin.
  • Nach dem Kampf: Duellforderungen (sportlicher Art) an Gefährten / Freunde, obwohl verletzt und obwohl eigentlich eine Heilung sinnvoller wäre. 

 

Efferd:

  • Wildheit / Sturm: Allen Emotionen (positive wie negative) freien Lauf lassen und sie übersteigert spielen.
  • Wasser: Lebenswichtige Bedeutung von Wasser erklären, Feuer löschen mit einem zufriedenen Ausdruck voller Überzeugung.

 

Travia:

  • Haus / Heim: Aufgehen in den alltäglichen Dingen, z.B. liebevolles Aufdecken von Tischen, Anleitung anderer zur Mithilfe bei gleichzeitiger Ausführung, warum dies so wichtig ist.
  • Herdfeuer: Schürt das Herdfeuer mit Hingabe, rührt die Suppe mit Freude und will sich gar nicht mehr davon entfernen.
  • Frieden / Gastfreundschaft: Erklärung der essentiellen Wichtigkeit von Gastfreundschaft und Frieden, Aufforderung zur Einstellung von Zwistigkeiten und Streit.

 

Boron:

  • Aspekt „Traum“: Offensichtlich weggetreten einen Wachtraum erleben und ihn in mystischen Worten anderen offenlegen.
  • Aspekt „Vergessen“: Im der Entrückung vergisst der Geweihte alles Weltliche, das ihm in dieser Phase einfach irrelevant erscheint und ganz durch die Fokussierung auf Göttliches überdeckt ist.
  • Aspekt „Schlaf“: Es ist wenig spielfördernd, wenn der Borongeweihte sich selbst aus dem Spiel nimmt und schläft. Daher eignen sich die anderen Ansätze besser. In einzelnen Situationen kann es aber durchaus humorvoll sein, wenn der Geweihte in einer IT unpassenden Situation plötzlich und kurzzeitig schläft.

 

Hesinde:

  • Aspekt Wissen: Erklärungen werden deutlich vergeistigter und Grundlagen werden nicht mehr erklärt, so dass einfachere Charaktere nicht mehr mitkommen, während für den Geweihten alles klar ist.
  • Aspekt Wissensdurst: Die Risikobereitschaft steigt, Dinge auszuprobieren oder die Geduld sinkt, verschiedene Themen in Ruhe anzugehen.
  • Aspekt Lehre: Der Geweihte versucht alles jedem zu erklären und beizubringen

 

Firun:

  • Härte: Einfordern und vorleben von übertriebener Härte an sich selbst, auch über sinnvolle Grenzen hinaus. Versucht andere auch an ihre Grenzen heranzuführen.
  • Gemeinschaft / Rudel: Sich einsetzen für den Zusammenhalt des Rudels

 

Tsa:

  • Friede: Entdeckung des Weltfriedens, auch wenn dies der weltlichen Realität / Situation gerade widerspricht.
  • Erneuerung: Etwas radikal an dir selbst erneuern, ein neues Verhaltensmuster, etwas komplett neu machen.
  • Kindlichkeit: Kindliche Aktionen tun, albernes Spiel, auf Bäume klettern, sich austoben

 

Phex:

  • Übersteigerter Aspekt “Glück”: Der Geweihte könnte irrationale Risiken eingehen, da er fest darauf vertraut, dass er Glück haben wird.
  • Übersteigerter Aspekt „Heimlichkeit“: Ritualisierte Heimlichkeit, anlegen von Festgewandung mit Schleier, Maske, etc. zusammen mit mystischen Ausführungen über Nebel, Schleier, Schatten. 

 

Peraine:

  • Arbeiten / Landwirtschaft: Völliges Aufgehen in der Aufgabe, z.B. anlegen eines Beetes, sähen von Pflanzen, sammeln von Kräutern und liebevolles zubereiten.
  • Heilung: In sich vertieftes waschen, aufhängen und rollen von Verbänden mit großer Hingabe.

 

Ingerimm:

  • Aspekt „Feuer“: In die Flammen blicken: Der Ingerimmgeweihte entzündet ein Feuer und sucht in den Flammen die Nähe seines Gottes, der durch das Medium der Flammen Zufriedenheit, Ruhe und den Einblick in die Göttlichkeit spendet.
  • Aspekt „Handwerk“: Im Handwerk versinken: Der Geweihte versinkt im Herstellungsprozess, der eine Form der Meditation darstellt und so den Geweihten die Nähe zu Ingerimm spüren lässt.  

 

Rahja:

  • Rausch“: mystisch-ekstatische Berauschtheit 
  • Liebe“: Liebe für alles, was du tust und alles, was du siehst. Der Geweihte sieht die Schönheit in Dingen, die man normal nicht beachtet oder ausdrückt, so zum Beispiel das „Geständnis“ der innigen Verbundenheit mit Gefährten.
  • Harmonie“: Sturm und Drang, Leute dazu anzuleiten, nach Harmonie zu streben.